Anhaltende Rückenschmerzen
Chronische Rückenschmerzen
Sie sind selten gefährlich, aber immer lästig: Rückenschmerzen. Zum Glück verschwinden sie in der Regel nach kurzer Zeit wieder. Bei etwa 7 von 100 Betroffenen bleiben die Beschwerden allerdings bestehen: Die Schmerzen werden chronisch. Verschiedene Faktoren wie Bewegungsmangel und Stress können diesen Prozess begünstigen. Doch was hilft dann? Erfahren Sie hier, welche Behandlungsbausteine sinnvoll sein können und welche Rolle Bewegung spielt.
Das Kreuz mit dem Kreuz
Anatomisch gesehen reicht der Rücken vom unteren Ende des Hinterkopfes bis zur Gesäßfalte. Wenn es im oberen Rücken zwickt, spricht man meist von Nackenschmerzen. Treten die Beschwerden im unteren Rücken auf, wird der Begriff Kreuzschmerzen verwendet. Anhand der Ursachen unterscheiden Ärzte zwischen spezifischen und unspezifischen Rückenschmerzen.
Spezifische Rückenschmerzen: Wenn Rückenbeschwerden zum Beispiel durch Knochenbrüche, Infektionen, einen Bandscheibenvorfall, Tumoren oder eine Rheumaerkrankung ausgelöst werden, sprechen Ärzte von „spezifischen Kreuzschmerzen“. Das bedeutet, es gibt eine konkrete Ursache, auf die die Beschwerden zurückgeführt werden können.
Unspezifische Rückenschmerzen: Kann der Arzt bei der Untersuchung keinen eindeutigen Grund für die Rückenschmerzen feststellen – was bei den meisten Rückenschmerz-Geplagten der Fall ist – handelt es sich um sogenannte unspezifische Rückenschmerzen. Das heißt, es weist nichts auf eine ernsthafte Ursache der Kreuzschmerzen hin.
Die gute Nachricht: Rückenschmerzen sind meist harmlos. Nur in seltenen Fällen liegt den Beschwerden eine körperliche Erkrankung zugrunde.
Akute oder chronische Rückenschmerzen?
In Abhängigkeit davon, wie lange die Beschwerden bestehen, wird folgende Unterteilung vorgenommen:
Dauer | |
Akute Rückenschmerzen |
Bis zu 6 Wochen |
Subakute Rückenschmerzen |
6 Wochen bis 3 Monate |
Chronische Rückenschmerzen |
Länger als 3 Monate |
Wie kommt es überhaupt zu Rückenschmerzen?
In den meisten Fällen gehen die Beschwerden auf Verspannungen der Muskulatur zurück. Diese können sich unter anderem dann entwickeln, wenn man die Muskulatur überfordert – wenn man zum Beispiel nach längerer Trainingspause wieder anfängt, Sport zu treiben oder ungewohnte Bewegungen ausführt, etwa im Haushalt oder beim Streichen der Wohnung. Auch körperliche Fehlhaltungen können dazu beitragen, dass sich die Muskeln schmerzhaft verspannen. Nicht zuletzt können psychologische Faktoren den Rücken regelrecht unter Spannung setzen: Stress, Ärger oder Angst können so ebenfalls zur Entwicklung von Kreuzschmerzen beitragen.
Wie werden Rückenschmerzen chronisch?
Verschiedene Einflüsse können dazu beitragen, dass Rückenschmerzen chronisch werden. Manchmal sind akute Schmerzen so stark, dass der Körper sich das „merkt“ und ein Schmerzgedächtnis ausbildet. Das hat zur Folge, dass die Betroffenen Schmerzen empfinden, obwohl der Auslöser schon längst beseitigt ist.
Zudem neigen viele Menschen dazu, sich zu schonen, wenn Beschwerden erstmals auftreten und vermeiden dann auch normale Alltagsaktivitäten. Tatsächlich ist es aber so, dass Bewegungsmangel die Muskeln (auch) im Rücken schwächt und dadurch die Probleme nur verschlimmert. Deshalb raten Ärzte, möglichst rasch wieder die normalen Aktivitäten aufzunehmen – um das zu ermöglichen, ist kurzfristig oft eine ausreichende Schmerzbehandlung nötig.
Auch langes Sitzen bei der Büroarbeit, monotone Bewegungsabläufe, schweres Heben, Übergewicht und seelische Belastungen können dazu führen, dass Rückenbeschwerden chronisch werden. So tragen oft auch ungünstige Arbeitsbedingungen oder belastende Lebensumstände sowie Niedergeschlagenheit zu einer Chronifizierung von Beschwerden bei.
In bestimmten Fällen können auch andere Grunderkrankungen dazu führen, dass man immer wieder Rückenschmerzen hat. Das kann zum Beispiel bei Rheuma oder Osteoporose der Fall sein.
Anhaltende Rückenschmerzen – was hilft?
Sind die Rückenschmerzen bereits zum Dauerthema geworden, ist es wichtig, sie auf verschiedenen Wegen gleichzeitig anzugehen. Ärzte sprechen in diesem Zusammenhang auch von einem multimodalen Behandlungskonzept. Das bedeutet, dass verschiedene Therapiebausteine kombiniert werden. Während früher noch auf Ruhe, Schonung und passive Therapien (z. B. Massagen) gesetzt wurde, werden heute Bewegung, Verhaltensänderungen und ein geeignetes Schmerzmanagement empfohlen.
Auf diese Weise können Chronifizierungsprozesse verhindert oder eine bestehende Chronifizierung aufgelöst werden. Oft ist im ersten Schritt eine zuverlässige medikamentöse Schmerzlinderung erforderlich, damit Bewegung überhaupt wieder möglich ist. In der Regel kommen rezeptfreie Schmerzmittel aus der Apotheke – sogenannte nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) – zum Einsatz. Zu dieser Wirkstoffgruppe zählen Diclofenac, Ibuprofen und Naproxen. Um das Risiko für Nebenwirkungen so niedrig wie möglich zu halten, sollten NSAR in der niedrigsten wirksamen Dosis und so kurzzeitig wie möglich angewendet werden. Es gibt sie in verschiedenen Darreichungsformen, zum Beispiel als Tabletten oder Dragees zum Einnehmen und als Gele oder Salben zum Auftragen auf die Haut. Um das Risiko für Nebenwirkungen so gering wie möglich zu halten, sollten NSAR in der niedrigsten wirksamen Dosis und möglichst nur kurzzeitig angewendet werden. Mittel zur lokalen Anwendung haben den Vorteil, dass sie nicht über den Magen in die Blutbahn aufgenommen werden müssen. Auf diese Weise können Nebenwirkungen im Bereich des Magen-Darm-Traktes, wie sie bei Tabletten auftreten können, vermieden werden.
Falls erforderlich, kann der Arzt rezeptpflichtige Medikamente verordnen.
Wichtig: Taubheitsgefühle, Lähmungen sowie Störungen beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang müssen immer ärztlich abgeklärt werden. Weitere Warnzeichen, die bei Rückenschmerzen einen Arztbesuch erforderlich machen, sind z. B. Fieber, Gewichtsverlust oder andere unklare Krankheitssymptome.
Immer wieder Rückenschmerzen? Hilfreiche Tipps
Rückenschmerzen haben nur selten gefährliche Ursachen. Achten Sie trotzdem auf Warnzeichen wie Kribbelgefühle oder Lähmungserscheinungen, die rasch ärztlich abgeklärt werden müssen.